“Sei knorke”, sei MINT – Verzweiflung pur

Kennen Sie MINT? Nein, nicht PepperMINT und auch nicht SpearMINT. Wenn Ihnen eines von beidem oder beides beim Thema MINT einfällt, dann zeigt das nur, wie als Sie sind und dass Sie in Zeiten überdimensionaler Kaugummi-Packungen groß geworden sind. Aber trösten Sie sich, denn MINT sagt vielen nichts, vor allem sagt es nach wie vor den allermeisten weiblichen Abiturienten nichts, die doch partout lieber Grundschullehrer oder Sozialarbeiter oder Marketeer werden wollen, alles nur nicht MINT, so scheint es. Zeit aufzulösen, was die meisten eh schon ahnen:

MINT IST KEIN BERUF, MINT IST EINE PERSPEKTIVE

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Lust auf MINT?

Letztere Weisheit stammt von einer Webseite, für die das BMBF verantwortlich zeichnet, jenes Ministerium dessen Hauptaufgabe derzeit darin zu bestehen scheint, Männer an Hochschulen zu diskriminieren, und zwar im Rahmen des Professorinnenprogramms und Frauen eine Perspektive zu eröffnen, bei der sie nicht konkurrieren müssen, eine Perspektive “MINT”, zum Beispiel.

Komm’ mach MINT, so heißt es dann auch auf einer anderen vom BMBF finanzierten Webseite, die ein “Nationaler Pakt für Frauen in Mint-Berufen” betreiben soll. Und nun ist es an der Zeit “MINT” vollständig aufzuklären:

MINT – das steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Doch MINT ist mehr. Damit kannst du Flugzeuge noch höher fliegen lassen, Autos noch umweltfreundlicher machen und mit der ganzen Welt kommunizieren. Wie das geht? Ganz einfach, indem du MINT nutzt, um die Welt von morgen mit zu gestalten. MINT steckt überall. Finde es heraus…

mintLogoHat noch irgendwer Fragen zur geistigen Verfassung unserer Politiker und ihrer Berater? Wundert sich noch jemand, dass unsere Kanzlerin #Neuland betritt, wenn Sie das Internet aufruft, sofern ihr jemand die Maus führt, heißt das? Mit MINT kann man Autos umweltfreundlicher machen und Flugzeuge noch höher fliegen lassen, so hoch, dass Sie im All verschwinden vermutlich. Der “Nationale Pakt für mehr Frauen in Mint-Berufen” macht keinen Hehl daraus, dass er sich entweder aus Behinderten zusammensetzt oder an Behinderte wendet.

Aber wir leben in despearten Zeiten und desperate Zeiten verlangen nach Verzweiflungsmaßnahmen. Desperat sind die Zeiten, weil sich einfach nichts ändern will. Da beschwören Genderisten seit Jahrzehnten die Andersartigkeit von Frauen, basteln an einem Rollenbild vom neuen Mann, der sorgt, hegt und pflegt, also dem Ideal entspricht, das Genderisten für Frauen überwinden wollen, und trotzdem will sich kaum eine Frau einen Beruf suchen, dessen Ausbildung aus kaltem, rational und logisch kalkulierendem Inhalt besteht, nichts mit Sorge und Pflege zu tun hat, sondern mit Auspuff und Benzin, mit Hangabtriebskraft und Reibung und, es wird immer schlimmer, mit Schrauben und zugehörigem Werkzeug.

Was machen die Genderisten nur falsch?

Was auch immer Sie falsch machen, sie machen etwas oder vieles falsch, wie man den neuesten Zahlen zu Studienanfängern an Universitäten entnehmen kann. Trotz aller Werbung für MINT Fächer, trotz aller Girls-Days, aller Versuche, Frauen für das zu begeistern, was als Männerberuf gilt und wie wir von Genderisten wissen, ist alles, was mit Männern in Verbindung steht, schlecht, gewalttätig, kühl, egoistisch und logisch-rational, trotz all dieser Versuche, ist der “Uni-Run” weiblicher Studierende auf MINT-Fächer bislang ausgeblieben.

Studierende MINT

Wie der Abbildung zu entnehmen ist, hat die Anzahl der Erstsemester, die sich in einem MINT-Fach einschreiben, über die letzten 20 Jahre zugenommen. Wie die Abbildung aber auch zeigt, ist die Zunahme insgesamt mit 4302 Studierenden pro Semester deutlich höher ausgefallen als die Zunahme weiblicher Studierender, die mit 1016 im linearen Trend eher bescheiden ausfällt und sich in einem Bereich bewegt, den man über die zunehmende Anzahl von Studierenden über die letzten 20 Jahre erklären kann. Mit anderen Worten: Die Abbildung weist alle MINT Bemühungen, all den finanziellen Aufwand und all die verzweifelten Versuche, mehr weibliche Studienanfänger in MINT-Fächer zu kanalisieren als absoluten Fehlschlag aus. Auf jeden zusätzlichen weiblichen Erstsemester in einem MINT-Fach kamen über die letzten 20 Jahre betrachtet jährlich vier zusätzliche männliche Erstsemester in einem MINT-Fach, das Geschlechterverhältnis in MINT-Fächern hat sich somit trotz (oder gerade wegen?) aller Bemühungen zu ungunsten von weiblichen Studierenden entwickelt.

Vielleicht ist diese Entwicklung der Grund dafür, dass den verzweifelten Versuchen wie “Komm’, mach MINT”, nunmehr noch verzweifeltere Versuche nachfolgen. So hat die Hochschule Koblenz gemeinsam mit der awk AUSSENWERBUNG GmbH (ob das Unternehmen hier wohl altruistisch ist und seine Werbeflächen umsonst bereit stellt – für den guten Zweck, meine ich?) eine Plakataktion gestartet. “Neun Quadratmeter, die man nicht übersieht”, so heißt es in der zugehörigen Pressemeldung der Hochschule Koblenz und weiter:

KnorkeDas Motiv „Sei knorke. Sei Ingenieurin.“ hatten die fünf Marketing-Studierenden Nils A. Hillert, Stefan Heßling, Lea Colbow, Franziska Girwert und Natalie Buchen im Rahmen der Vorlesung “Marketing Communications” von Prof. Dr. Holger J. Schmidt entwickelt und sich damit in einem Wettbewerb gegen fünf andere Arbeitsgruppen durchgesetzt. Sie hatten es sich nicht nehmen lassen, bei der Klebung des ersten Plakates ihres Siegermotivs mit Hand anzulegen – ebenso wenig wie ihr Dozent und der Präsident der Hochschule, Prof. Dr. Kristian Bosselmann-Cyran. Unter Regie von Stefanie Probstfeld, Leiterin Unternehmenskommunikation der awk AUSSENWERBUNG Koblenz, griffen die beiden Wissenschaftler gemeinsam zu Kleisterrolle und Besen.

Für alle, denen es so geht wie mir, und die denken, “knorke” sei so etwas wie “bescheuert” oder “nicht ganz dicht”, hier die Erläuterung aus Wikipedia:

Knorke ist ein Wort der Umgangssprache und bedeutet so viel wie gut, ausgezeichnet, zufrieden, ähnlich dem heutigen Gebrauch von “cool”. Der etymologische Ursprung des Wortes ist ungeklärt. Möglicherweise steht es mit dem Ausdruck Knocke in Verbindung, der so viel bedeuten soll wie „eine Handvoll (und damit zufrieden)“. Das Wort ist seit 1916 in Berlin nachgewiesen und wurde rasch zum beliebten Modewort, auch im Zeitungsjournalismus, im Kabarett …

Na dann, wenn es “cool” ist “MINT” zu sein, dann werden die weiblichen Erstsemester im Wintersemester der Hochschule Koblenz natürlich die Bude einrennen, um sich in MINT zu üben, denn MINT sein ist cool. Ganz nebenbei erfährt man, dass es Marketing-Studenten, ja selbst Professoren gibt, die sich nicht zu schade sind, einen Pinsel und einen Besen in die Hand zu nehmen. Es ist wirklich erstaunlich, was manchen Miterarbeiter in Presseabteilungen von Hochschulen, in diesem Fall Christiane Gandner, berichtenswert ist oder, anders formuliert, wie fremd ihnen doch manche (handwerklichen) Tätigkeiten sind.

Ich für meinen Teil bin schon gespannt auf die nächste Schnellveröffentlichung des Statistischen Bundesamts mit den Zahlen der Studierenden in MINT. Ganz besonders genau werde ich mir die Zahlen für die Hochschule Koblenz ansehen, um zu sehen, ob die Plakataktion in “Koblenz, Neuwied, Lahnstein, Bendorf, Mülheim-Kärlich, Vallendar, Waldesch und Weißenthurm” außer Kosten auch einen Nutzen produziert hat.

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